Hallo liebes Team,
Moin Community,
in letzter Zeit ist mir vermehrt aufgefallen, dass einige Aspekte im Bereich der Notfallmedizin und der Rettungsdienste möglicherweise noch optimiert werden könnten. Ich möchte daher einige Punkte ansprechen, die möglicherweise schon einmal zur Sprache kamen oder aktuell im Team diskutiert werden. Da ich jedoch nicht weiß, was bereits besprochen wurde und was nicht, möchte ich gerne meine Meinung als OOC Notfallsanitäter einbringen.
Thema 1: Notärzte & Notfallsanitäter
Momentan scheint es so, dass Notfallsanitäter (NotSan) in vielen Fällen wenig Entscheidungsfreiheit haben und ihre Handlungsmöglichkeiten stark eingeschränkt sind. Teilweise könnte dies auch daran liegen, dass sich einige NotSan unsicher fühlen oder bestimmte Aufgaben nicht übernehmen möchten. Als jemand, der IC nicht im Rettungsdienst tätig ist und sich mit den genauen Ausbildungsinhalten nicht umfassend auskennt, fällt mir dennoch auf, dass NotSan relativ wenig in die Medikamentengabe und andere therapeutische Maßnahmen eingebunden sind. Auch die Notärzte sind nicht immer auf dem höchsten Stand der Fachkompetenz – einige haben Schwierigkeiten mit Fachsprache, während andere sehr versiert sind.
Von einem Notarzt erwarte ich, dass er über ein fundiertes Wissen im Bereich der Notfallmedizin verfügt, insbesondere in Bezug auf die medikamentöse Therapie. Leider ist dies aktuell nicht immer der Fall. Natürlich ist es nicht fair, den Notärzten ihren Ausbildungsstand abzuerkennen, dennoch könnte eine regelmäßige Fortbildung und Schulung im Bereich der Notfallmedizin sehr hilfreich sein. Ähnlich wie in der realen Welt sollten NotSan und Notärzte kontinuierlich Fortbildungen absolvieren, eventuell könnte dies sogar gesetzlich festgehalten werden, um den Wissensstand zu sichern.
Thema 2: Medikamentengabe
Bereits in Thema 1 habe ich die medikamentöse Therapie angesprochen, insbesondere im Hinblick auf Schmerzbehandlung. Aktuell wird die Schmerztherapie nur unzureichend umgesetzt, was meiner Meinung nach zu einer suboptimalen Behandlung führt. Ein Beispiel: Ein Polizist wird angeschossen und spielt seine Schmerzen so gut wie möglich aus, doch der NotSan verabreicht ihm eine Paracetamol – das ist keine geeignete Lösung für starke Schmerzen. In der Bundeswehr (OOC) verwenden wir z.B. 10mg Morphin als Autoinjektor. In der zivilen Medizin halte ich Fentanyl für sinnvoller, auch Ketanest und Dormicum sind geeignete Alternativen für eine adäquate Schmerztherapie.
Leider werden starke Schmerzmittel und Betäubungsmittel wie Fentanyl sehr selten genutzt, zumindest nicht in der notwendigen Dosierung. Ein weiteres Beispiel: Jemand möchte einem Schmerzpatienten 12,75mg Ketanest verabreichen wollte. Das Problem dabei ist, dass Ketanest als 50mg Lösung in einer 2ml-Ampulle vorliegt – man kann also nicht exakt die gewünschte Menge dosieren. Ich würde mir wünschen, dass im Rettungsdienst und bei Notärzten mehr auf die Analgetische Potenz von Medikamenten geachtet wird und stärkere Schmerzmittel konsequenter angewendet werden. Ein kleiner Überblick zur Potenz von Schmerzmitteln im Rettungsdienst:
- Ibuprofen und Paracetamol < Metamizol < Ketanest < Piritramid < Morphin < Fentanyl < Sufentanyl
Thema 3: Ampullen und Dosierung
Aktuell gibt es über das Inventar in VisnAre die Möglichkeit, Medikamente auszuwählen, aber leider muss immer die gesamte Ampulle verabreicht werden. Der Spruch „Ganzer Mensch, Ganze Ampulle“ ist natürlich nicht in jedem Fall anwendbar. Es wäre sinnvoller, wenn man die Ampulle zunächst aufziehen müsste und dann die exakte Menge, die man verabreichen möchte, eingeben kann. So könnte man bei Schmerzpatienten die Dosierung besser anpassen, z.B. bei Fentanyl: Wenn ein Patient nach der ersten Gabe immer noch Schmerzen hat, könnte man die Dosis langsam erhöhen, um eine Überdosierung und damit verbundene Nebenwirkungen zu vermeiden. Ich weiß nicht, ob dies technisch im VisnAre Script umsetzbar ist, aber es würde die Arbeit im Rettungsdienst realistischer und sicherer machen.
Ein weiteres Problem ist, dass Spieler sich die Dosierung entweder selbst ausrechnen müssen, was zu Fehlern führen kann, oder dass sie die Dosierung einfach willkürlich festlegen. Das ist jedoch unrealistisch: Eine falsche Dosierung, z.B. bei Fentanyl, kann zu schwerwiegenden Komplikationen führen, wie z.B. Atemdepression und letztlich zum Tod des Patienten, wenn keine Beatmung erfolgt.
Thema 4: Realismus
Wie bereits in den vorangegangenen Punkten erwähnt, ist die Umsetzung der Notfallmedizin aktuell leider nicht immer realistisch. Besonders das Szenario, dass jeder Notfallpatient reanimationspflichtig ist, entspricht nicht der Realität und wirkt auf mich unpassend. Das liegt sicherlich auch an den Limitationen des VisnAre Scripts. Ich würde es begrüßen, wenn der Rettungsdienst und die Notärzte durch Anpassungen und unter Einbeziehung meiner Vorschläge realistischer agieren könnten.
Thema 5: Trauma / Traumaversorgung
Ein weiteres Thema, das mir aufgefallen ist, betrifft die Versorgung von traumatischen Verletzungen. Derzeit konzentrieren sich viele Rettungsdiensteinsätze hauptsächlich auf die Medikamentengabe und das Verbinden von Wunden mit Standartmaterial, während die eigentliche Trauma- und Notfallversorgung zu kurz kommt. Häufig sind die Patienten Polytraumatisiert (z.B. durch Schuss-, Stich- und Hiebverletzungen und insbesondere schwere Verkehrsunfälle), und es wird leider zu wenig auf die essentielle medizinische Versorgung mit Verbänden und anderen Notfallmaßnahmen geachtet.
Die akute Traumaversorgung sollte jedoch im Vordergrund stehen. Zu den lebensrettenden Maßnahmen gehören unter anderem Thoraxdrainagen, Tourniquets, Chest Seals, Thoraxentlastungspunktionen, Cellox-Gauze, Emergency Bandages (Israeli Verbände) und andere spezialisierte Produkte, die derzeit in den Inventaren fehlen oder nicht richtig eingesetzt werden. Diese Maßnahmen sind bei schweren Traumapatienten oftmals die entscheidenden, lebensrettenden Schritte. Leider geht dies in der aktuellen Umsetzung häufig unter.
Ich würde mir wünschen, dass mehr Augenmerk auf die Trauma- und Notfallversorgung gelegt wird und dass die oben genannten Produkte als Teil des Inventars und als regelmäßige Einsatzmittel verwendet werden können. Durch die Integration dieser Maßnahmen könnte die Überlebensrate bei Traumapatienten signifikant erhöht werden.
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem Text die männliche Form verwendet. Selbstverständlich sind immer alle Geschlechter gemeint.
Ich hoffe, dass diese Anmerkungen und Vorschläge bei den kommenden Diskussionen berücksichtigt werden und zur Verbesserung der Arbeitsweise im Rettungsdienst beitragen können. Für weitere Fragen oder ein persönliches Gespräch stehe ich gerne zur Verfügung.
Vielen Dank und beste Grüße,